Dezember 2021

Aufgedeckt: Was soll dieser High-Protein-Hype?

Karin Geishofer (24) studiert Lehramt Deutsch sowie Biologie und Umweltkunde

Neulich beim letzten Redaktionstreffen von ‚DasHelmut‘: Wir reden über diesen High-Protein-Hype. „Was ist denn das?“, frage ich und offenbare mich als jemand, die die letzten gesellschaftlichen Trends vollkommen verschlafen hat. Als dann auch noch die Rede davon ist, dass es mittlerweile teure Adventskalender mit High-Protein-Produkten (bis zu 60 Euro aufwärts?!) gibt, bin ich froh, von diesem Hype nichts mitgekriegt zu haben. Offensichtlich gehe ich mit einem Scheuklappenblick durch die Supermarktregale und übersehe diese Lebensmittel (wie z.B. Puddings, Eiscremes, Jogurts usw.), die sich allen anderen als heilige Proteinquelle offenbaren. Ich beschließe also, diesen Hype zu untersuchen und herauszufinden, was dahintersteckt.  

High-Protein für Leistungssportler*innen – für uns Normalos auch?  

Grundsätzlich stellt sich einmal die Frage, wofür Proteine (auch Eiweiße genannt) gut sind. Als wichtiger Baustein für Zellen und Gewebe helfen sie beim Muskelaufbau, sind außerdem sättigend und beugen somit Heißhunger vor. Der Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl zufolge ist das mitunter ausschlaggebend dafür, dass viele glauben, durch den Verzehr solcher High-Proteine-Produkte abnehmen zu können.

Aus diesem Grund würden sich Hersteller von High-Protein-Produkten insbesondere an durchschnittliche Verbraucher*innen, die also keine Leistungssportler*innen sind, wenden, um sie als „fitnessorientierte und alltagsaktive Zielgruppe“ ansprechen wollen, so die Verbraucher-Organisation Foodwatch. Doch was steckt wirklich dahinter?   

Die Ernährungsberaterin Monika Bischoff behauptet, dass diesem Trend die Low Carb-Diät zugrunde liegt: Fette und Kohlenhydrate werden reduziert, der Großteil wird durch Proteine ersetzt. Der Vorteil gegenüber der Low Fat-Diät ist, dass der durch Proteine angeregte Stoffwechsel in den ersten drei bis sechs Monaten beim Abnehmen hilft. Allerdings verschwindet dieser positive Effekt wieder. Man darf also nicht erhoffen, durch den Konsum von High-Protein-Produkten auf wundersame Art und Weise abnehmen zu können. Tatsächlich müssen weniger Kalorien als der tägliche Bedarf zu sich genommen werden, um abspecken zu können. Würde ich andauernd High-Protein-Puddings in mich reinstopfen und weitaus mehr Kalorien zu mir nehmen, als ich bräuchte, dann – Bumm! Die Proteine könnten dadurch in Körperfett umgewandelt werden.  

©pexels.com Kian Philippe Martos©pexels.com Kian Philippe Martos

So ungefährlich ist dieser Trend auch nicht… 

Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass der Verzehr von Lebensmitteln mit extra Proteinen nicht notwendig ist, da der Bedarf durch herkömmliche Lebensmittel schnell gedeckt wird. Zudem sollte man eher auf eine Mischung aus tierischen sowie pflanzlichen Proteinen achten, damit der Körper diese gut verwerten kann. Einen Proteinmangel zu erleiden ist demnach unwahrscheinlich, allerdings ist ein Übermaß eine große Belastung für die Nieren, weswegen viel Wasser trinken unabdingbar ist. Jene mit Niereninsuffizienz und mit Allergien (z.B. gegen Soja, Lupine usw.) sollten sich daher zweimal überlegen, ob oder welche High-Protein-Produkte sie konsumieren wollen.  

Also komplett auf High-Protein-Produkte verzichten?

Wie sagt man so schön? Die Dosis macht das Gift. Komplett auf High-Protein-Produkte zu verzichten, muss keiner. Obwohl diese Produkte wenige Kalorien aufweisen, da sie zuckerreduziert sind (Achtung: Nicht alle!), so beinhalten sie doch diverse Süßstoffe, die in großen Mengen zu Verdauungsproblemen führen können. Abgesehen davon stehen manche dieser Süßungsmittel im Verdacht, krebserregend zu sein, weswegen stets auf die Inhaltsstoffe geachtet und eine gesunde Ernährung gewählt werden sollten.

Offensichtlich bringt es dennoch einen gewissen Vorteil, sich einen High-Protein-Pudding zu gönnen, wenn dieser denn auch das Versprechen hält, den Magen genügend zu sättigen und Heißhungerattacken vorzubeugen. Also: Es sei euch erlaubt, ab und zu eine solche „Proteinquelle“ (lt. Definition besteht der Energiegehalt min. 12 Prozent aus Proteinen) zu vernaschen. Jedoch sollte man sich dessen bewusst sein, dass grundlegende ungesunde Lebensmittel wie Schokoriegel durch extra Proteine nicht gesund werden, weswegen der Proteinbedarf über solche Naschereien nicht geregelt werden sollte. 

Wenn ihr euch also bewusst dafür entscheidet, gelegentlich ein High-Protein-Produkt zu konsumieren, dann solltet ihr auch damit einverstanden sein, tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Die Organisation Foodwatch weist nämlich darauf hin, dass solche Produkte bis zu 2 ½ Mal teuer als vergleichbare Produkte desselben Herstellers seien. Dies sei irreführende Werbung und „ist leider ganz legal ein Marketingtrend, der Verbraucher*innen das Geld aus der Tasche zieht.“  

Ich für meinen Teil habe entschieden, nicht auf diesen Trend einzusteigen. Mir persönlich hat ein solcher High-Protein-Schokoladenpudding auch gar nicht geschmeckt. Vermutlich hilft das auch, Heißhungerattacken vorzubeugen und die Finger von so etwas zu lassen.  

 

Quellen: 

Ärztezeitung.de. Was steckt hinter dem Protein-Hype?
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Was-steckt-hinter-dem-Protein-Hype-222898.html 

Papenthin, K. (2021). High-Protein-Produkte im Trend: Wie viel Eiweiß ist noch gesund?  
https://www.fitforfun.de/news/hype-um-high-protein-produkte-wie-viel-eiweiss-ist-ueberhaupt-noch-gesund-486879.html  

Richter, J. (2018). Was ist dran am Eiweißhype?  
https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/gesundheit/proteine-lebensmittel-fitness-diaet-100.html