Juni 2022

Judo hautnah

Interview mit Michaela Maier

Karin Geishofer (24) studiert Master Lehramt Deutsch sowie Biologie und Umweltkunde

Michaela Maier ist Sportwissenschaftlerin und Judotrainerin im Judozentrum Krems. Um mehr über die faszinierende Sportart zu erfahren, haben wir sie für ein Interview getroffen. 

 

Was unterscheidet Judo von anderen Kampfsportarten? Was ist das Besondere daran?

Judo ist eine aus Japan kommende olympische Kontaktkampfsportart. Man lernt hier zum einen sich zu verteidigen, zum anderen aber auch sich mit anderen zu messen. Darüber hinaus lernt man sich hier selbst gut kennen, unter anderem über die eigenen Grenzen hinauszugehen und in Erfahrung zu bringen, was man sich zutraut. Grundsätzlich braucht man nur eine Matte, also ein Dojo (Judohalle), einen Kimono (Judogewand) und eine*n Partner*in. Es gibt unzählige Techniken, wie Stammtechniken oder Bodentechniken, und man lernt auch sich optimal zu wehren, falls dich jemand angreift, wie Hebeln, Festhalten, aber auch Werfen. 

Welche Vorteile bringt es? Warum sollten Kinder und Jugendliche Judo machen?

Judo wird grundsätzlich als die beste Sportart für Kinder angesehen, denn es werden hier sowohl die konditionellen als auch koordinativen Fähigkeiten verbunden. Man hat hier zum einen die Schnelligkeit: Wir müssen schnell sein, um dem*r Gegner*in voraus zu sein, wir müssen aber auch beweglich sein, um bestimmte Techniken durchführen zu können. Wir brauchen auch Ausdauer, ein Kampf geht nämlich oft mehrere Minuten lang, weshalb man diese über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten muss. Und auch die Kraft ist wichtig: Wir müssen den*die Partner*in herziehen, heben, usw. Beim Judo werden die Techniken grundsätzlich links und rechts gelernt, das heißt, die Kinder lernen schon, in jungen Jahren koordinative Sachen gut zu verknüpfen. Gut ist auch noch, dass Kinder und Jugendliche ein sicheres Fallen und Rollen lernen: Wie kann ich mich abrollen, wenn ich stürze, ohne mich zu verletzen? 

 

© pexels.com, kampus production

Welche Auswirkungen gibt es auf den Alltag, auf das Soziale? 

Im Judozentrum Krems zum Beispiel gibt es montags, mittwochs, donnerstags und freitags Kindertrainings, bei welchen Freund*innen kennengelernt werden können. Außerdem dient es zur Gewaltprävention: Gerade jene, die verhaltensauffällig sind, können sich auspowern, wobei darauf geachtet wird, dass alles in einem angemessenen Rahmen stattfindet. Beim Judo kämpft man fair, es gibt also kein Schlagen, kein Treten. Jede*r hat dieselben Voraussetzungen und so können sich die Kinder miteinander messen, dabei lernen sie Hilfsbereitschaft, Respekt, Disziplin und Mut. Sie lernen aber auch, wie mit Niederlagen umzugehen ist. 

Ist es bezüglich Selbstverteidigung auch für Frauen zu empfehlen?

Judo ist sehr vielseitig, es gibt viele Standtechniken oder Bodentechniken, und man lernt das richtige Fallen und Rollen. Es ist also für jeden etwas dabei. Daher ist es auch Frauen zu empfehlen, weil man auf jeden Fall sicherer auf den Straßen geht und weiß, wie oder was man machen kann, wenn jemand direkt am Körper angreift. 

Kann man jeder Zeit, unabhängig vom Alter, einsteigen? Oder gibt es bestimmte Voraussetzungen (z. B. körperlich?)

Man kann in jedem Alter einsteigen. Im Judozentrum Krems gibt es auch ein Eltern-Kind-Judoabend, ab fünf Jahren das Prä-Judo und ab sechs Jahren die normalen Anfängerkurse. Die Kinder trainieren wir mindestens vier bis fünf Mal die Woche, die älteren, die schon bei österreichischen Nationalwettbewerben mitmachen, hingegen bis zu zweimal täglich. Voraussetzungen gibt es keine, es ist eine Kampfsportart für Jung und Alt, Klein und Groß, Dick und Dünn. Beim Wettkampf wird ohnehin in unterschiedliche Gewichts- und Altersklassen eingeteilt, daher sind die Kämpfe auf der Matte immer fair. 

 

Judozentrum Krems   
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Strandbadstraße 3, Krems 3500