September 2021

Podcastreview

1,9 Milliarden Lügen

Cornelia Plott (20) studiert Medienmanagement

Was würdest du mit 1,9 Milliarden Euro machen? Für teure Urlaube, Partys, Autos oder Immobilien ausgeben und den Lifestyle der Reichen auskosten? Oder lieber die smarte Variante wählen und den Betrag sparen oder investieren? Der Finanzdienstleister Wirecard ging jedoch einen ganz anderen Weg und beschloss, sich in ein Netz von Lügen zu verstricken, was schlussendlich in einem der größten Finanzskandale der Geschichte endete.

Der Wirecard-Skandal inmitten der Coronapandemie im Juni 2020 ist für Medien ein gefundenes Fressen. Der bis dato noch immer ungelöste Finanzskandal ist zugleich Wirtschaftskrimi als auch Spionagethriller und besitzt True-Crime-Potential. Um Licht in die äußerst komplexe Materie zu bringen, versuchten sich schon zahlreiche Medienhäuser an einer packenden und verständlichen Aufbereitung des Falls rund um den Finanzdienstleister Wirecard. Wer nicht zufällig ein wirtschaftliches Studium absolviert hat, findet sich jedoch oft in einem Zahlensalat und einem Berg komplizierter Fachbegriffe wieder und verliert im schlimmsten Fall die Neugier und das Interesse an diesem Krimi. Da der Fall auch ziemlich langwierig ist und zusätzlich viele Hintergrundinformationen beachtetet werden müssen, kann alles schnell mal unübersichtlich werden. Der „Süddeutschen Zeitung“ ist hier allerdings ein echtes Meisterwerk (für die Ohren) gelungen! Saubere und investigative Recherche trifft auf einen Spotify-Originals-Podcast, der vor allem durch seine spannende Aufbereitung und Verständlichkeit überzeugt. In insgesamt acht Folgen wird der Finanzskandal durch Betrachtung verschiedener Perspektiven aufgerollt. Jede Folge ist klar strukturiert und behandelt jeweils einen Aspekt der Geschichte, wodurch es auch Wirtschaftslaien gelingt, der verstrickten Handlung zu folgen. So werden erste publike Ungereimtheiten im Frühjahr 2020 ebenso thematisiert wie die Flucht des Vorstands Jan Marsalek oder die Erfahrungen ehemaliger Mitarbeiter*innen bei Wirecard.

Der Spotify-Originals-Podcast „1,9 Milliarden Lügen“ lässt Zuhörer*innen in die Tiefen des Finanzskandals eintauchen und sorgt mit zahlreichen Interviews von Personen, die exklusive Informationen teilen, für noch mehr Spannung. Oft bekommt man beim Zuhören das Gefühl, selbst an den Ermittlungen im Fall Wirecard teilzuhaben und beginnt, Puzzlestücke zusammenzufügen, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Der Podcast ist für alle, die Mord und Totschlag in anderen True-Crime-Formaten pausieren und sich stattdessen in ein wirtschaftliches Netz voller Lügen und Geheimnissen werfen möchten.

 

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