Wie klimaschädlich ist Fleisch?
Merlin Mayer (20) studiert BiologieWie misst man Klimaschädlichkeit?
Mit Klimaschädlichkeit ist in diesem Text gemeint, wie viel kg CO2-Äquivalent die Produktion eines Lebensmittels in die Atmosphäre freisetzt. CO2 ist – wie ihr wahrscheinlich wisst – ein Treibhausgas, das heißt, dass eine große Menge an CO2 in der Atmosphäre zu einer Klimaerwärmung führt. Neben CO2 gibt es auch andere Treibhausgase wie Methan (= Erdgas) oder Lachgas. Die beeinflussen das Klima unterschiedlich stark, man sagt sie haben ein anderes Treibhauspotential. Um den Einfluss der Emissionen verschiedener Gase miteinander vergleichen zu können, rechnet man sie in CO2-Äquivalente. Ein kg Methan erwärmt die Erde 28-mal stärker als ein kg CO2, also entspricht 1 kg Methan 28 kg CO2-Äquivalent.
Neben den ausgestoßenen Treibhausgasen muss man auch beachten, wie viel Treibhausgase aufgrund der Nahrungsmittelproduktion, nicht wieder aus der Atmosphäre aufgenommen werden. Die besten CO2-Speicher der Erde sind Wälder. Pflanzen nutzen nämlich das CO2 in der Luft, um bei der Fotosynthese Biomasse aufzubauen, also um zu wachsen. Für die Nahrungsmittelproduktion wird sehr viel Fläche benötigt, die ansonsten oft mit Wald bedeckt wäre. Deswegen kann weniger CO2 gespeichert werden. Deshalb ist auch dieser Aspekt wichtig, wenn wir uns mit der Klimabilanz von Lebensmitteln beschäftigen.
Quelle: moment.at: Mit der Massentierhaltung essen wir unser Klima kaputt.
Lizenz: Creative Commons BY-SA 4.0
Rindfleisch ist fürs Klima am schlechtesten
Jetzt wissen wir genug, um uns diese tolle Grafik anzusehen, die das Moment Magazin veröffentlicht hat. Die präsentierten Daten stammen aus einer der größten wissenschaftlichen Studien, die zu diesem Thema je gemacht wurden und zeigen schön, wie viel kg CO2-Äquivalent bei der Produktion von 1 kg eines Lebensmittels erzeugt wird.
Hier fällt sofort auf, dass Rindermast, also das Züchten von Rindern für die Fleischproduktion, einsame Spitze in Sachen Klimaschäden ist. Das hat mehrere Gründe: Der wichtigste davon ist, dass Kühe (wie Schafe auf dem 2. Platz) Wiederkäuer sind. Wiederkäuer haben ein kompliziertes Darmsystem, in dem Bakterien und andere Mikroorganismen leben, die der Kuh dabei helfen, pflanzliche Nahrung zu verdauen. Dabei erzeugen die Mikroorganismen eine große Menge an Methan, das wie bereits erwähnt, ein sehr starkes Treibhausgas ist. Zusätzlich wird für die Futterproduktion sehr viel Anbaufläche benötigt, die ansonsten für den Anbau von Nahrung für die Menschen genutzt werden könnte bzw. wieder zu Wald werden könnte, um CO2 zu speichern und Wildtieren als Lebensraum zu dienen.
Menschen brauchen weniger Fläche als Kühe
Um ein Kilogramm eines pflanzlichen Lebensmittels – zum Beispiel Brot – herzustellen wird circa 10-mal weniger Fläche benötigt als für ein Kilogramm Fleisch. Das liegt daran, dass die Tiere ihr Futter (was entweder extra angebaut wird oder von gedüngten Wiesen stammt, die mehrmals im Jahr gemäht werden, wodurch die Neubildung von Wald verhindert wird) nicht in vollem Maße in Wachstum umsetzen. Etwa 90% der Nahrung wandeln sie (wie wir Menschen auch) in Energie um, um sich zu bewegen, ihre Körpertemperatur zu halten und für alle anderen Prozesse, die in einem tierischen Körper Energie benötigen. Bei tierischen Produkten kommt also nur 10% der Energie, die wir investieren bei uns Menschen an. Deswegen benötigen wir dafür auch viel mehr Fläche.
Diese Grafik baut auf derselben Studie auf wie die erste und zeigt nur den Flächenverbrauch (land use) pro Kilogramm eines Lebensmittels. Leider gibt es dafür keine deutsche Übersetzung, doch sie zeigt deutlich, wie viel mehr Land benötigt wird, um vor allem Rind- und Lammfleisch zu produzieren. Ein Kilogramm Rind (Beef) braucht demnach 25(!)-mal mehr Fläche als ein Kilogramm Nüsse (Nuts), die auch sehr viel Eiweiß enthalten. Das lässt sich damit erklären, dass diese Tiere wie bereits erwähnt Wiederkäuer sind und sich hauptsächlich von Gras ernähren. Das ist nicht sehr nahrhaft und schwer zu verdauen, weshalb sie mehr davon benötigen, um satt zu werden.
Quelle: Hannah Ritchie (2020) - "Environmental impacts of food production". Veröffentlicht auf: OurWorldInData.org. URL: 'https://ourworldindata.org/environmental-impacts-of-food'
Fazit
Ich weiß, das waren jetzt viele Zahlen und viele Grafiken. Aber um eine Frage auf wissenschaftliche Art und Weise zu beantworten braucht man Daten, Daten und noch mehr Daten. Ich freue mich über jede/n Leser*in, der sich die Zeit genommen hat, diesen Text zu lesen. Fassen wir also zusammen: Fleischproduktion schädigt das Klima, denn wir benötigen viel mehr Energie und Fläche als für pflanzliche Lebensmittel. Das liegt daran, dass Tiere den Großteil der aufgenommenen Nahrung nicht in das eigene Wachstum investieren. Zusätzlich gibt es Unterschiede zwischen unterschiedlichen Arten von Fleisch: Rind und Schaf sind deutlich klimaschädlicher als Schwein und Geflügel. Sollten wir daher vollständig auf Fleisch verzichten, wenn wir uns klimaschonend ernähren wollen. Jein. Grundsätzlich gilt, je weniger Fleisch, desto besser. Jeden Tag Fleisch zu essen ist weder gesund fürs Klima noch für den eigenen Körper. Im Endeffekt ist es jedoch eine persönliche Entscheidung und dieser Text soll euch, liebe Leser*innen, dabei helfen, zu verstehen, welchen Einfluss eure Ernährung auf das Klima hat. Dabei ist wichtig zu beachten, dass es auch andere Argumente gibt, wie Tierschutz, Gesundheit und finanzielle Kosten, die bei eurer Ernährungsplanung eine Rolle spielen könnten.
Quelle: Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987-992.