März 2022

Yoga und Meditation

Trend oder Allheilmittel?

Cornelia Plott (20) studiert Medienmanagement

So manch eine*r möge behaupten, dass Yoga längst nur mehr eine Trendsportart ist, die vor allem in sozialen Medien bis zum Geht-nicht-mehr vermarktet wird und sich in der westlichen Welt bereits erfolgreich etabliert hat. Meditation gibt’s dazu on top. Gibt man den Suchbegriff „Yoga“ im Internet ein, erhält man ein ziemlich einheitliches Bild von Yogapraktizierenden: vorwiegend weiblich, weiß, jung, sportlich, dem Normbegriff von „Schönheit“ entsprechend und ohne jegliche körperlichen Einschränkungen – alles andere würde die schweißtreibenden Übungen ja auch nicht so ästhetisch machen, oder? Tatsächlich treffen diese Eigenschaften auf die reichweitenstärksten Yogalehrer*innen auf Instagram und YouTube zu, doch die Ursprünge des Yoga sind alles andere als weiß und weiblich.

Was viele nicht wissen, ist, dass Frauen bis ins 20. Jahrhundert vom Yoga ausgeschlossen und mitunter sogar als Hindernis der männlichen Yogapraxis angesehen wurden. Im 19. Jahrhundert nahm die Popularisierung des Yoga durch die Brahmanen Fahrt auf, da diese die Praxis als Widerstand gegen die englischen Kolonialmächte gebrauchten. Durch die starke internationale Vernetzung der Brahmanen gelang es schließlich, Yoga auch im Westen zu verbreiten. Die Praxis traf im Westen auch damals schon auf fruchtbaren Boden, denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der deutschsprachige Raum von einem Gymnastikkult geprägt, zu dem überwiegend wohlhabendere Frauen beigetragen haben. Der Trend wurde schließlich mit der Selbstoptimierungslogik verbunden und galt als Praxis für die schöne, gesunde und gebärfähige Frau. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Gymnastikszene von den Nationalsozialisten vereinnahmt und die Yogapraxis weitgehend zerschlagen. Nichtsdestotrotz wurde Yoga nicht wieder unter den Teppich gekehrt, sondern nahm danach den Platz der Gymnastikstudios ein, um eine alternative Form der Bewegung inklusive spirituellem Touch zu schaffen. Die Zielgruppe und die westlichen Merkmale blieben jedoch gleich.

Yoga wird oft als Allheilmittel vermarktet und zunehmend an den weiblichen Körper angepasst. Mittlerweile bringt der weltweite Yoga-Hype Produkte vor, die man für die Praxis gar nicht braucht. Ein Yoga-Flow lässt sich genauso gut ohne spezielle Trinkflaschen oder modische Outfits, die besondere Bewegungsfreiheit versprechen, bewerkstelligen. Auch werden Menschen, die nicht dem einschlägigen Bild des westlichen Yogas entsprechen, kaum im Marketing berücksichtigt. Dies führt dazu, dass noch immer nicht alle Menschen uneingeschränkten und vor allem urteilsfreien Zugang zur Praxis erlangen.

 

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Nichtsdestotrotz wurden bereits im Rahmen zahlreicher Studien die positive Wirkung von Yoga als auch Meditation wissenschaftlich bestätigt. So zeigen Ergebnisse, dass Yoga nicht nur den Körper entlastet und ihn sanft von innen heraus stärkt, sondern auch ein maßgebliches Mittel dafür ist, Stress zu reduzieren. Ebenso ändert sich mit regelmäßiger Praxis die Selbstwahrnehmung des Körpers. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren schwindet, die Beziehung zum Körper wird verbessert. Auch Meditation bringt zahlreiche positive Benefits mit sich, so etwa tragen regelmäßige Meditationsübungen dazu bei, die Funktion des Gehirns zu verbessern und das Wohlbefinden zu steigern. Die weiteren Vorteile reichen von der Reduzierung von Stress und Angststörungen bis hin zur Verbesserung kognitiver Fähigkeiten, des Glücksgefühls und Schlafs. Wer nur meckert und von vornherein behauptet, das Ganze wäre sowieso nur Geldmacherei und Schwachsinn, der soll Yoga und Meditation selbst mal ausprobieren. Probieren geht ja bekanntlich über studieren!